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1. Theil 2 - S. 14

1867 - Breslau : Max
12 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Araber. lebendig geblieben, und hin und her kommt wohl solcher Aber- glaube auch heut noch vor. Den Ort, wo nach dem Tode die Tapfern hinkamen, nannten sie Walhalla und schmückten die Vorstellung davon recht kriegerisch aus. 54. Muhamed und seine Religion, 622. In der großen asiatischen Halbinsel, die Arabien heißt und deren Einwohner theils von ihren Viehheerden, theils vom Han- del leben, wurde, etwa 570, Muhamed (richtiger Mohammed) geboreu. Sein Vater hieß Abdallah, seine Mutter Emina ' oder Amöna, sein Geburtsort Mekka. Der Vater starb schon, als der Kleine erst zwei Monate alt war, und hinterließ nichts als fünf Kameele und eine alte Sklavin. Im sechsten Jahre nahm ihn sein alter Großvater Abu el Mo talleb, und im neunten sein Oheim Abu-Ta leb zu sich; Beide hielten ihn zur Thätigkeit an und Letzterer nahm ihn mit auf seine Handelsreisen, die er in die Gegend von Damaseus zu unternehmen pflegte. Als der Knabe heran wuchs, zog er die Augen Aller durch seine kräftige Gestalt, durch sein edles Gesicht und durch das Feuer, das aus seinen schwarzen Augen strahlte, auf sich. Wenn er mit festem Schritte einherging und den stolzen Nacken zurück- warf, ahnete Jeder in ihm den künftigen Herrscher, und öffnete er seinen Mund, den zwei Reihen herrlicher Zähne zierten, so riß er durch seine feurige Beredtsamkeit Alles hin. Mehrere Jahre führte er mit großer Thätigkeit und Treue die Handels- geschäfte einer alten reichen Wittwe, der Chadidscha, die ihm endlich aus Dankbarkeit ihre Hand gab und ihn dadurch zu einem reichen Kaufmanne machte. In ihren Geschäften hatte er oft weite Reisen gemacht, mit Karavanen ferne Länder durch- zogen und die Menschen und ihre Sitten aufmerksam beobachtet. Auch die Lehrsätze der mosaischen und christlichen Religion waren ihm nicht fremd; denn Alles, was ihn näher zur Kenntniß der göttlichen Dinge hinzuführen verhieß, zog ihn mächtig an, und oft sah man ihn bei den Karavanen, wenn die andern Handels- leute fröhlich zusammen waren und lustige Lieder sangen oder Mährchen und ihre Reiseabenteuer sich erzählten, einsam auf seinem Kameele reiten und in tiefen Gedanken auf nichts merken, was um ihn herum vorging. Rach und nach gab er die Handels- geschäfte auf, weil sie sein tiefes Gemüth nicht ansprachen, und zog sich in die Einsamkeit zurück. Ganze Wochen brachte er nun

2. Theil 2 - S. 16

1867 - Breslau : Max
14 Mittlere Geschichte, l. Periode. Araber. nahm seine Macht reißend zu; daher man auch von seiner Flucht den Ansang seiner Religion datirt, und die Muhamedaner von hier an ihre Jahre zählen. Sie fällt ins Jahr 622 und wird im Arabischen Hedschra genannt. Von Medina aus zog nun der neue Prophet mit seinem Haufen in der Gegend umher, raubte und plünderte und theilte die Beute redlich mit seinen Genossen, die nun durch das Band der Liebe und des Ver- trauens fest an ihn geknüpft waren. Und wo konnten sie es auch besser haben? Von Natur hat der Araber Hang zum unstäten und zum Räuberleben, und so lange sie unter Muhameds Fahne fochten, fehlte es ihnen an nichts. Endlich war er so stark, daß er seine Feinde in Mekka überfiel, diese damals schon den Ara- bern heilige Stadt eroberte und Alle, die bisher die Waffen gegen ihn getragen hatten, entweder niederhieb oder sie zwang, zu ihm überzutreten. Während die christliche Religion durch die sanftere Gewalt der Wahrheit sich Eingang verschafft hatte, wurde die muhamedanische durch die Waffen ausgebreitet. Nach- dem Muhamed Herr von ganz Arabien war, griff er auch die umliegenden Länder an und gab so seinen Nachfolgern das Beispiel, ein eroberndes Volk aus den Arabern zu machen. Alle unterworfene Völker mußten Muhamedaner werden; selbst an den damaligen griechischen Kaiser schickte er eine Aufforderung, seine Lehre anzunehmen, erhielt aber eine zwar höfliche, doch ab- lehnende Antwort. Als Muhamed 632 starb, legte man ihn in einen eisernen Sarg und begrub ihn in Medina, wo man noch den Sarg in einer reich geschmückten Moschee sehen kann. — Das heilige Buch, in welchem Muhameds Lehre verzeichnet ist, heißt der Koran, und enthält viel Gutes, aber auch vielen Aberglauben. Darin aber verdienen die Muhamedaner, die sich selbst Moslemin oder Gläubige nennen, vieles Lob, daß sie ihr heiliges Buch so achten, indem sie es sorgfältig aufheben und es nur mit heiliger Verehrung berühren; man kann sie nicht mehr kränken, als wenn man ihren Koran unglimpslich behandelt. Nach Muhameds Tode traten sein Schwiegervater Abu Be kr, dann Omar, hierauf Othman an seine Stelle und führten die Araber, die nachher von den Spaniern auch Mau- ren genannt wurden (woraus wir das Wort Mohr gemacht haben), zu neuen Siegen und Eroberungen. Diese seine Nach- folger nannte man Khalifen. Omar ging über die Landenge

3. Theil 2 - S. 26

1867 - Breslau : Max
24 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. keinem als unter Gottes Gericht, und schon durch sein Amt sei er eine heilige Person. Das wollten nun lange Zeit die andern Bischöfe so wenig wie der Kaiser ihm zugeben; aber mit einer bewunderungswürdigen Hartnäckigkeit ließen die römischen Bi- schöfe von ihrer Forderung nicht ab, und jeder hoffte, seine Nach- folger würden sie schon durchsetzen, wenn es ihm selbst auch nicht ganz damit gelänge. Zu Ende des vierten Jahrhunderts schon waren die Patriarchen in Antiochien und Alexandrien denen in Rom und Constantinopel untergeordnet. Der in Rom nannte sich nun Papst; er behauptete, wie gesagt, er sei ein Nachfolger des Petrus; denn dieser habe — was aber nie erwiesen und höchst unwahrscheinlich ist — die römische Gemeinde gestiftet; auch könne er in Glaubenssachen nicht irren, weil der heilige Geist ihm Alles, was er thäte und sagte, eingäbe. Dieser Anmaßung widersprach der Patriarch in Constantinopel; aber jeder blieb bei seiner Meinung und that den andern in den Bann. Im nenn- ten Jahrhunderte wurden die Streitigkeiten so heftig, daß sich beide Kirchen, die römische oder katholische und die grie- chische, endlich 1053*) voneinander trennten, und sie habeil sich nie wieder vereinigt (siehe Abschnitt 63). Noch heute nennt die eine die andere die abtrünnige (schismatische). Der entscheidendste Schritt zu der welthistorischen Stellung des Papstthums ward durch die Franken unter Pipin herbei- geführt, an welchem sich der Papst eine Stütze geschaffen hatte, dadurch, daß er die Thronentsetzung des letzten Merowingers, an dessen Stelle Pipin trat, zum Voraus billigte. Zur Vergeltung erwarb dieser durch zwei siegreiche Feld- züge nach Italien dem römischen Stuhle Unabhängigkeit von den bilderstürmenden Kaisern und verlieh ihm durch „die Pipinsche Schenkung" das den Langobarden entrissene Ge- biet des Exarchats am adriatischen Meere von Ravenna bis Ancona Dadurch wurde der Grund zur weltlichen Herrschaft des Papstthums gelegt. Zum Dank erhielt Pipin den Titel „Patrizius von Rom", welcher ihm Recht und Pflicht des Schutzes sowohl gegen die aufrührerische Bevölkerung Roms als gegen die Angriffe der Lombarden übertrug. *) Die griechische Kirche hal nicht wie die römische 1 Oberhaupt, sondern 5: 1) der Patriarch von Jerusalem, 2) der von Antiochien, 3) der von Alexan- drien, 4 der von Constantinopel, 5) der heilige Synod in Rußland.

4. Theil 2 - S. 43

1867 - Breslau : Max
Karl der Große. 41 scheu, auch selbst aus dem Gipfel irdischen Glanzes. Alles, was er am innigsten liebte, war jetzt todt; auch seine fünf Frauen, seine liebsten Freunde, viele seiner Kinder waren ihm vorangegangen in das Land, aus welchem Keiner wiederkehrt. Einsam war er, der gute Kaiser, zurückgeblieben; von seinen vielen Kindern lebten nur noch ein Sohn, gerade der unfähigste von allen, und vielleicht fünf Töchter. Sein Leben neigte sich nun zu Ende. Seine Gesundheit, sonst so fest, nahm zusehends ab, und den Rath der Aerzte verschmähte er, weil sie ihm sein Leibessen, gebratenes Fleisch, verboten. Da fühlte er seinen Tod herannahen. Er schickte nack) seinem noch einzigen Sohne Ludwig, der in Aqui- tanien (jetzt Guienne und Gascogne- König war, und ließ ihn nach Aachen kommen. In feierlicher Versammlung aller seiner Großen fragte er diese, ob sie ihn zum Herrn haben und ihm treulich gehorchen wollten, und Alle riefen: „Ja! das ist Gottes Wille!" — Am folgenden Tage ließ sich Karl, so schwach er auch war, noch einmal als Kaiser schmücken. In vollem kaiserlichen Ornate, die Krone auf dem Haupte, ging er in den selbsterbauten Münster, kniete in langem, stillem Gebete mit seinem Sohne vor denl Altare nieder und ermahnte ihn dann mit laut erhobener Stimme vor der zahlreichen Versammlung: vor allen Dingen den allmächtigen Gott zu fürchten und zu lieben, seinen Geboten in allen Wegen zu gehorchen und die Kirche Gottes gegen Ruchlose zu schirmen. Niemals möge er seine Gnade von seinen Schwestern und andern Verwandten abwenden, immer die Priester ehren, sein Volk wie ein Vater lieben, ein Tröster der Armen sein und zu allen Zeiten vor Gott unsträflich wandeln. „Willst du das Alles thun, mein lieber Sohn?" fragte er ihn zuletzt mit gerühr- ter Stimme. — „Mit Freuden will ich gehorchen," ries Ludwig mit Thränen aus, „und mit Gottes Hülfe Alles vollbringen, was du mir geboten hast!" — „Nun, so nimm", sagte der Kaiser, „die Krone mit eigenen Händen vom Altare und setze sie dir aufs Haupt." — Das geschah, und nun wankte der gute alte Herr, auf die Schulter seines Sohnes gestützt, wieder nach der Kaiser- burg zurück und pries sich glücklich, daß sein Auge noch seinen Sohn mit der Kaiserkrone gesehen habe. Im Januar des Jahres 814 befiel ihn das Fieber heftiger als zuvor. Da ließ er geschwind den Bischof Hildbald, seinen Vertrauten, holen und verlangte das Abendmahl zu genießen, um sich auf die letzte große Reise vorzubereiten. Vis zum folgenden

5. Theil 2 - S. 45

1867 - Breslau : Max
Ludwig der Fromme und seine Söhne. 43 einen so großen Mann, wie sein Vater gewesen war, solgte. In- dessen müssen wir von ihm rühmen, daß er ein gutmüthiger Mann war, dem es nie an gutem Willen, sondern nur an richtiger Be- urtheilungskraft fehlte. Gleich seine ersten Schritte zeigten sein gutes Gemüth. Er hielt einen Reichstag in Aachen, wo er er- klärte: er wünsche zu wissen, wem unter der Regierung seines Vaters Unrecht geschehen sei, dem wolle er es vergüten. Zu dem Ende schickte er ehrliche und zuverlässige Männer im ganzen Lande umher, die überall forschen mußten, wer über etwas zu klagen hätte. Da fanden sich denn nicht Wenige, denen, ohne Karls Vorwissen, von eigenmächtigen Grasen zu nahe getreten war. Allen wurde erstattet, was sie verloren hatten, und sie priesen mit Recht Ludwigs Güte und Gerechtigkeit. Ludwig war ein höchst unglücklicher Mann; denn was kann einem Menschen Traurigeres begegnen, als wenn seine Kinder ungerathen sind! Und dieses Unglück hatte er. Er hatte drei Söhne: Lothar, Pipin und Ludwig den Deutschen; un- ter diese theilte er schon drei Jahre nach seinem Regierungsan- tritte alle seine Länder, und das war die Quelle alles seines Elends. Er mochte fühlen, der schwache Mann, daß er ein so großes Reich nicht allein übersehen könnte. Aber die jüngern Brüder meinten, der ältere wäre dabei zu sehr begünstigt worden, und sahen diesen und den Vater mit scheelen Augen an. Doch es sollte bald noch ärger kommen. Es lebte noch ein Sohn sei- nes verstorbenen Bruders Pipin, Bernhard. Diesem gehörte das Königreich Italien. Als er von der Theilung hörte, sprach er unwillig: „Wie? warum bin ich übergangen, da mein Vater doch älter als Ludwig war?" Er ließ sich bereden, mit dem Kaiser Krieg anzusaugen; da dieser aber schnell auf ihn losging, bereute er die Unternehmung, eilte nach Chalons an der Marne zu Lud- wig und bat ihn fußfällig um Verzeihung. Schon wollte ihm dieser die Empörung verzeihen; da meinten aber die Geistlichen, das wäre zu voreilig, er sollte dem Gerichte die Sache überlassen, und dies verurtheilte den Reuigen zum Tode. Gern hätte ihn Ludwig begnadigt, aber er fürchtete sich wieder vor den Geist- lichen; er schenkte ihm zwar die Todesstrafe, ließ ihm aber die Augen ausstechen, und dies geschah mit solcher Rohheit, daß der Arme schon nach drei Tagen an den Schmerzen starb. Jetzt fühlte Ludwig Gewissensbisse und gelobte, lieber nie wieder ein Stras- urtheil zu fällen; aber dadurch wurde das Unrecht nicht wieder

6. Theil 2 - S. 49

1867 - Breslau : Max
Konrad I. 47 chem die ganze Reihe der französischen Könige die Abstammung hatte. Seine Nachkommen heißen daher die Capetinger, von denen die Häuser Bourbon und Orleans Seitenzweige waren. 58. Konrad I., kill. — Heinrich der Städtegründer, 018. — Otto der Große, 936.*) Nachdem Ludwig das Kind, der letzte der deutschen Karo- linger, 91! gestorben war, traten die deutschell Fürsten zusammen, um über die Wahl eines neuen Königs zu berathschlagen. Sie wählten Konrad I. (911—918), Grafen von Franken, einen Manll, der das Lob eines tapfern, braven und gerechten Fürsten hat. Aber es war schwer, daß der Kaiser sich bei allen deutschen Für- sten Gehorsam verschaffte, weil sie ihn, der sonst ihres Gleichen gewesen war, nur ungern als Herrn betrachteten, und so fehlte es denn auch Konrad nicht an Kriegen, die er bald mit diesem, bald mit jenem widerspellstigen Herzoge führen mußte, besonders mit Heinrich. Herzog von Sachsen. Doch hatte er die Freude, daß er, als ihn die Krankheit aufs Sterbebette warf, überall im Reiche Ruhe und Ordnung sah. Um diese zu erhalten, überlegte er, wer wohl der Würdigste sei, nach seinem Tode das angefan- gene Werk fortzuführen. Der Nächste war zwar sein Bruder Eberhard, aber er hielt ihn nicht für den Tüchtigsten. Er rief ihn an sein Bette und sprach: „Siehe, mein Bruder, ich sterbe; sorge du aber für dich und das Volk der Franken, und folge meinem Rathe. Wir Franken haben Heere und Kriegsführer, Städte und Waffen, auch königlichen Schmuck genug; aber Tu- gend und Glück sind von uns gewichen und haben sich zu den Sachsen hinübergewandt. Darum nimm die Zeichen der Königs- würde: die heilige Lanze, die goldnen Armspangen, den Königs- mantel, das Schwert und die Krone, trage sie zu unserm Feinde Heinrich, dem Herzoge von Sachsell, und schließe mit ihm einen Bund und ewigen Frieden. Ihm ist bestimmt, ein König über viele Völker zu werden." So starb Konrad, 918. Die Fürsten wählten auch wirklich den Herzog von Sachsen Heinrich den Vogler (918--936). So nannte man ihn, weil *) Wer von unsern Leserinnen sich in der Geschichte der Deutschen gründ- licher unterrichten will, den verweisen wir auf unser Lehrbuch der Geschichte der Deutschen für höhere Töchterschulen und die Gebildeten des weiblichen Geschlechts. Zwei Theile. Leipzig, Ernst Fleischer, 1828.

7. Theil 2 - S. 53

1867 - Breslau : Max
Heinrich der Städtegründer. 51 Gott inbrünstig dankten, der schmählichen Knechtschaft so glücklich entgangen zu sein. Viele Tausende der erschlagenen Ungern wurden auf dem Wahlplatze beerdigt; man sieht die Todtenhügel noch heutigen Tages und nennt sie Hunnengräber. Heinrich ging zurück nach Merseburg; mit gerührtem Herzen sang er hier das: Herr Gott, dich loben wir! und ließ zum Andenken die Schlacht im Speisesaale seines dortigen Schlosses abmalen. Seitdem hat das nördliche Deutschland die Ungern nur noch ein Mal und nur auf kurze Zeit gesehen; Heinrich hatte ihnen das Land verleidet. Bald daraus (936) starb der treffliche Mann.*) Als er sei- nen Tod nahe fühlte, ries er seine Frau Mathilde an sein La- ger. „O du mir immer treue, mit Recht inniggeliebte Gattin," sprach er, „wie danke ich Gott, daß ich dich lebend zurücklasse! Ach! nie hat wohl ein Mann eine durch Treue bewährtere, in allein Guten erprobtere Gattin gehabt! Daher Dank dir, du Fromme, daß du meine aufbrausende Heftigkeit so oft besänftigt und in allen Fällen durch einen weisen Rath mich geleitet, daß du mich so oft von der Unbilligkeit zur Gerechtigkeit zurückgeru- fen und mich so treulich ermahnt hast, dem Unterdrückten Hülfe zu bringen. -Jetzt übergebe ich dich und unsere Söhne dem Schutze des allmächtigen Gottes und dem inbrünstigen Gebete der Aus- erwählten des Herrn, und zugleich auch meine Seele, die sich schon den Fesseln des Körpers entwindet." Während nun Ma- thilde voll schmerzlicher Rührung in die Kirche ging, um sich hier recht auszuweinen und ihr und ihres Gatten Loos ganz Gott anheim zu stellen, entschlief Heinrich. Ein lautes Klagegeschrei, das zu ihren Ohren drang, meldete ihr das Geschehene.- Da warf sie sich in ihrem unendlichen Schmerze auf die Kniee nieder und empfahl die Seele ihres entschlafenen Mannes in die Hände Gottes. Noch ist von ihm zu merken, daß er als der Stifter des Ritterwesens betrachtet werden kann. In den neun Jah- ren, in welchen er den Ungern den Tribut bezahlte, führte er zur Uebung der Edelleute Waffenspiele ein, damit sie Geschick- lichkeit mit Stärke verbinden lernten. Bisher hatten die Leute nichts gethan, als jagen und zechen. Run fanden sie aber sol- *) Er und seine Frau Mathilde liegen in Quedlinburg in der Schloßkirche begraben. Aber die Grabsteine sind so tief in die Erde gesunken, daß sie jetzt nicht mehr zu sehen sind; doch weiß man noch die Stellen, wo beide liegen.

8. Theil 2 - S. 58

1867 - Breslau : Max
56 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. herbei. Die Kriegsleute beichteten einander, da es an Geistlichen gebrach, ihre Sünden, und Jeder vergab dem Andern, was er zu vergeben hatte, damit der Himmel auch seiner Schuld nicht gedenken wolle. Da trat Otto hervor: „Seht den Feind!" rief er; „er vertraut aus seine Kühnheit, wir aber auf den Schutz des Himmels!" Dann fiel er, Angesichts des Heeres, auf seine Kniee, bekannte dem Himmel laut seine Schuld und flehte ihn um den Sieg an. So brach er auf den Feind ein, der nach wü- thender Gegenwehr endlich auch hier, auf beni Lechfelde bei Augsburg, eine große Niederlage erlitt. Die meisten Ungern wurden erschlagen, manche erst auf der Flucht, gefangen nur we- nige. Die Erbitterung der Deutschen vergaß, an den wehrlosen Gefangenen Großmuth zu üben. Zwei der Hauptanführer der Ungern, die den Deutschen in die Hände fielen, wurden gehenkt, manche Gefangene gar lebendig in große Gruben geworfen und so begraben! — eine schauderhafte Barbarei, die ohne Otto's Vorwissen geschah. Als die Ungern davon hörten, ergrimmten sie so, daß sie aus Rache alle noch in ihrem Lande lebende ge- fangene Weiber und Kinder, an 20,000, ermordeten. So erzeugt eine Unmenschlichkeit die andere. Folgende zwei Züge zeigen, wie edeldenkend Otto war. Seine Mutter, Mathilde, war eine brave Frau, aber eine schlechte Wir- thin; besonders pflegte sie, nach den damaligen Begriffen von Frömmigkeit, die Kirchen und Klöster so reichlich zu beschenken, daß ihr Sohn sich endlich bewogen fühlte, ihr die freie Bestim- mung über ihre Ausgaben zu nehmen. Die alte Frau fühlte sich dadurch sehr gekränkt; das hatte sie von ihrem Sohne nicht erwartet. Damals lebte noch Otto's erst Frau Edith. Kaum erfuhr die gute Frau die Betrübniß ihrer Schwiegermutter, als sie gleich zu ihrem Gatten eilte, ihm sein Unrecht liebreich vor- stellte und nicht eher abließ, bis er ihr versprach, die Beschrän- kung aufzuheben und die Mutter um Verzeihung zu bitten. Diese freute sich, als sie ^ von der Veränderung ihres Sohnes hörte, so, daß sie sich gleich aufmachte, um ihn zu besuchen. Als er erfuhr, daß sie käme, reiste er ihr entgegen, sprang, sobald er sie erblickte, vom Pferde, fiel vor ihr aufs Knie nieder und rief: „O ehr- würdige Mutter, lege mir eine Strafe auf, welche du willst, aber verzeihe mir! Seitdem ich dich gekränkt, habe ich keine Ruhe, keinen Seelenfrieden mehr." Die weinende Mutter drückte ihn an ihr Herz, küßte ihn und sprach: „Sei ruhig, mein lieber Sohn!

9. Theil 2 - S. 62

1867 - Breslau : Max
60 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. man in manchen Gegenden von einer Stadt zur andern ohne starke Bedeckung zu reisen. Doch ist dabei zu erinnern, daß dieser Unfug erst später stattfand (im 11. bis 13. Jahrhundert) und nicht unter allen Kaisern gleich arg war. Eine schönere Richtung nahm das Ritterwesen in Frank- reich; in Deutschland erhielt es dieselbe erst später. Dort hatten Dichter schon früh die Thaten der großen Helden, die im Kampfe mit Ungeheuern oder Sarazenen oder Räubern Ruhm erworben hatten, besungen und diese Thaten ins Uebertriebene ausgemalt. Durch diese Gesänge entstand in dem Herzen der jungen Edel- leute ein glühendes Verlangen, auch ähnlichen Ruhm zu erwerben, die Welt mit ihren Thaten zu erfüllen und von den verderblichen Feinden zu befreien, oder im rühmlichen Kampfe ehrenvoll zu fallen. So entstand hier nach und nach jene Verbrüderung, welche man Ritterschaft oder Ritterorden nannte. Alle, die zu Rittern aufgenommen werden wollten, mußten von adeliger Geburt und tadellosem Wandel sein, obgleich man es damit nicht immer so gellau nahm. Jeder übernahm dabei gewisse Gelübde, z. B. Wittwen und Waisen zu schützen, Frauen gegen jede Be- leidigung zu vertheidigen, gegen die Ungläubigen zu Felde zu ziehen, Pilgrime zu beschirmen u. s. w. Die Knaben, die sich zum Ritter vorbereiten wollten, fingen ihre Waffenübungen schon mit dem siebenten Jahre an und wurden zuerst Buben oder Jun- ker genannt. Sobald es die Kräfte eines solchen Buben erlaubten, wurde er einem Ritter beigegeben, den er auf der Jagd begleitete und dem er bei Tische aufwartete. Auch wurde er wohl, wenn sich auf dem Schlosse ein Kaplan befand, von diesem in einigen Wissenschaften unterrichtet, was aber nicht für nöthig gehalten wurde. Mit dem 14. Jahre wurde der Bube ein Knappe. Nun bediente er den Herrn und die Frau, schnitt bei Tische die Speisen vor, besorgte den Weinkeller, half dem Ritter beim An- und Aus- kleiden und ritt die Pferde zu. Ritt sein Herr aus, so hielt er ihm den Steigbügel und begleitete ihn zu Pferde. Im Kriege führte er ihm das Schlachtroß nach und trug ihm die Waffen bis zur. Stunde des Gefechts. Hier standen die Knappen in der zweiten Linie, um den Rittern nötigenfalls frische Waffen zu- reichen zu können. In den Stunden der Muße übten sie sich in allerhand Waffenkünsten, die Stärke und Gewandtheit erforderten, z. B. im Ringelstechen, im Voltigiren u. s. w. Hatte der Knappe unter solcheü Uebungen und Geschäften das 21. Jahr erreicht, so

10. Theil 2 - S. 69

1867 - Breslau : Max
Heinrich Ii. und Kunigunde. 67 heilt? — Keineswegs; sie meinten, Gott habe die Sache nur auf- geschoben.*) Vom sächsischen Hause war nur noch ein Sprößling übrig, Heinrich, Herzog von Baiern, ein Urenkel Heinrichs des Voglers. Da er wußte, daß die Fürsten nicht geneigt wären, ihn zu wäh- len, so nahm er Diejenigen von ihnen, die mit der Leiche des Kaisers aus Italien zurückkehrten, bei sich freundlich auf, bewir- thete sie gut, und brachte sie durch Vorstellungen auf seine Seite. Nach manchen Schwierigkeiten wurde er endlich gewählt und hieß nun Heinrich Ii. (1002 — 24). Er wird auch der Heilige ge- nannt, weil er nach den Begriffen der damaligen Zeit sehr fromm war, d. i. er und seine Frau, die schöne Kunigunde, entsagten allem sinnlichen Genusse; sie lebten wie Klostergenossen und wa- ren äußerst freigebig gegen die Geistlichen. Dafür sind auch Beide nach ihrem Tode unter die Zahl der Heiligen der katholischen Kirche erhoben worden. Als er einst in Lothringen ein Kloster besuchte, dessen Einrichtung ihn besonders freute, rief er voll Be- geisterung aus: „Ja! dies soll meine Ruhestätte sein für immer- dar! Diese Wohnung erwähle ich mir!" Ein dabei gegenwär- tiger Bischof wandte sich erschrocken zum Abte des Klosters und sprach: „Was soll aus dem Reiche werden, wenn der Kaiser ein Mönch wird?" — „Laßt mich nur machen," antwortete der Abt. Er rief die Mönche des Klosters herbei und fragte in ihrer Ge- genwart den Kaiser, ob es sein Ernst sei, ins Kloster zu treten? — „Mein vollkommener Ernst!" war die Antwort. — „Gut! willst du dich aber auch genau nach der Ordensregel richten?" — „Aufs genaueste!" — „So nehme ich dich denn in unsere Ge- meinschaft auf, übernehme die Sorge für deine Seele, daß du von nun an genau meine Befehle ausrichtest." — Als nun der Kaiser dies durch eine neue Versicherung bekräftigte, so rief der Abt mit erhobener Stimme: „Wohlan! so gebiete ich dir, daß du nicht hier im Kloster verbleibest, sondern das dir von Gott übertragene Ge- schäft der Regierung wieder übernehmest, so lange, wie es ihm gefüllt." Heinrich mußte gehorchen, und blieb Kaiser bis an sei- *) Von Gnesen reifte Otto nach Aachen. Die Bewunderung Karts des Großen bewog ihn, sich dessen Grab öffnen zu lassen. Die aus einem Thron angebundene Leiche war herabgefallen; Otto ließ die zerstreuten Gebeine in einen Sarg legen und nahm ein goldenes Kreuz, das der Todte aus der Brust ge- habt, und noch einige erhaltene Kleidungsstücke mit sich.
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